Christophorus
Angelus Silesius
Meister Eckehardt
 


Angelus Silesius (1624 - 1677)

Aus dem "Cherubinischen Wandersmann" (1657):


Du darfst zu Gott nicht schrein! Der Brunnquell ist in dir:

Stopfst du den Ausgang nicht, er flösse für und für.

(I,55)


Was ist Gotts Eigenschaft? Sich ins Geschöpf ergießen,

allzeit derselbe sein, nichts haben, wollen, wissen.

(II,132)


Je mehr du dich aus dir kannst austun und entgießen,

je mehr muss Gott in dich mit seiner Gottheit fließen.

(I,138)


So du das Ewge Wort in dir willst hören sprechen,

so musst du dich zuvor vom Hören ganz entbrechen.

(I,85)


Wer in sich selber sitzt, der höret Gottes Wort,

(vernein es, wie du willst) auch ohne Zeit und Ort.

(I, 93)


Das Wort schallt mehr in dir als in des andern Munde:

So du ihm schweigen kannst, so hörst du es zur Stunde.

(I,299)


Halt an, wo laufst du hin? Der Himmel ist in dir!

Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

(I,82) (ähnlich I,298)


Gott wohnt in einem Licht, zu dem die Bahn gebricht:

wer es nicht selber wird, der sieht ihn ewig nicht.

(I,72)


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Gott ist mein letztes End: wenn ich sein Anfang bin,

so weset er aus mir, und ich vergeh in ihn.

(I,276)


Soll ich mein letztes End und ersten Anfang finden,

so muss ich mich in Gott und Gott in mir ergründen

und werden das, was er: ich muss ein Schein im Schein,

ich muss ein Wort im Wort, ein Gott in Gotte sein.

(I,6)


In Gott wird nichts erkannt: er ist ein einig Ein,

was man in ihm erkennt, das muss man selber sein.

(I,285)


Ich selbst muss Sonne sein: ich muss mit meinen Strahlen

das farbenlose Meer der ganzen Gottheit malen.

(I,115)


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Gott ist ein lauter Nichts, ihn rührt kein Nun noch Hier:

je mehr du nach ihm greifst, je mehr entwird er dir.

(I,25)








(Wird fortgesetzt)